Dorfschule

Die Geschichte der Schule „Auf dem Hochmoor“

Durch den Einzug der Torfindustrie in unserem Moor, fanden auch die Siedler manche Arbeitsgelegenheit. Sie, oder ihre Söhne fanden Arbeit beim Torfwerk. Das verdiente Geld konnte zur Vergrößerung oder Intensivierung der bäuerlichen Betriebe verwendet werden.

Bis 1912 schickten die Siedler ihre Kinder nach Velen in die Volksschule. Als nun 14 neue Werkswohnungen mit holländischen Torfarbeiterfamilien belegt wurden, beschloss man in Gescher den Bau einer eigenen Schule.

Der Schulbau wurde im Jahre 1911 ausgeführt. Der Schulbetrieb nahm am 12. April 1912 seinen Anfang. 65 Kinder besuchten die Schule. Die Schule erhielt die Bezeichnung „Auf dem Hochmoor“

Der erste Lehrer war Heinrich Steens. Er war im Seminar zu Coesfeld vorgebildet. Am 1. 10. 1912 wurde er nach Leuste bei Dülmen versetzt. Sein Nachfolger war der Lehrer August Düllo aus Marienfeld, bei Warendorf, vorgebildet am Seminar in Warendorf.

1914 wurden am Schulplatz 14 Lindenbäume angepflanzt.

Der erste Weltkrieg, der im August 1914 ausbrach, rief auch an der Schule eine Veränderung hervor. Lehrer Düllo wurde schon vor dem ersten Mobilmachungstag zum Heeresdienst eingezogen. Da nun im August 1914 kein Ersatz vorhanden war und eine Vertretung von Gescher aus sich schlecht regeln ließ, hatten die Kinder zwei Monate Ferien.

Erst im Oktober 1914 kam wieder ein Lehrer an die Schule, Emil Koch aus Kirchhasel, Kreis Himfeld (Hessen-Nassau), vorgebildet am Lehrerseminar zu Thorn (Westpreußen), dem die Verwaltung der Schulstelle vertretungsweise übertragen wurde.

Während der Herbstferien 1918 wurde der Lehrer Emil Koch nach Legden versetzt.
Lehrer Düllo wurde im Krieg schwer verwundet und war infolge seiner Verwundung nicht in der Lage, die Stelle an der einklassigen Schule wieder zu übernehmen. Er wurde in Ahlen eingestellt.

Vom 1. Oktober 1918 an wurde dem Lehrer Heinrich Kremer aus Velen die Verwaltung der Schule „Auf dem Hochmoor“ auftragsweise übertragen. Er besuchte das Seminar in Coesfeld. Nach der Entlassungsprüfung wurde er zum Heeresdienst eingezogen und nahm bis August 1916 am Krieg teil. Infolge einer Verwundung kam er in die Heimat und wurde im Dezember 1917 als Kriegsunbrauchbarer aus dem Lazarett entlassen.
Seit dem 1. Januar 1918 war er an der Schule in Tungerloh-Capellen vertretungsweise tätig. Am 1. Oktober 1918 erfolgte die Versetzung nach Tungerloh-Pröbsting an die Schule „Auf dem Hochmoor“, die endgültige Anstellung am

1.Oktober 1919, die Ablegung der zweiten Prüfung am 4. August 1920.

1915 stellte man Zivil- und Kriegsgefangene beim Torfwerk ein. Ebenso kamen 10 belgische Familien aus der Kampfzone nach hier, zum Einsatz in der Torfindustrie. Die Kinder besuchten auch die hiesige Schule, in Gemeinschaft mit holländischen, polnischen und deutschen Kindern.

Im Herbst 1922 begann man mit dem Bau der Dienstwohnung an der Schule. Sie wurde im August 1923 fertig und von Lehrer Kremer mit seiner Frau bezogen.
Die nördliche Hälfte des Schulgrundstückes war noch Ödland, das mit Heidekraut bewachsen war. Nun wurde der Garten angelegt und die Fläche nördlich vom Garten kultiviert. Der Ertrag war in den ersten Jahren gering, besserte sich dann aber nach und
nach.

Ostern 1936 trat Frl. Agnes Menker aus Tungerloh-Capellen als Hilfslehererin ihren Dienst an der Schule an. Ostern 1937 wurde sie nach Gescher versetzt.

Im Januar des Jahres 1945 wurde die Schule vom Einsatzstab „Westfalenwall, Unterabschnitt 4 Velen“ aus militärischen Gründen beschlagnahmt. Da ein anderer Raum für Unterrichtszwecke nicht zur Verfügung stand, wurde in der Küche der Dienstwohnung behelfsmäßig Unterricht erteilt, beginnend am 19. 02. 1945 andauernd bis zum Ende des Krieges.

Nach der Kapitulation 1945 diente die Schule zunächst noch Italienern als Unterkunft, die hier auf ihren Abtransport warteten. Nach erfolgter endgültigen Räumung befand sich die Schule in einem sehr schlechten Zustand: Voll von feuchtem Stroh, total verlaust, die Fensterscheiben eingeschlagen, Pult und Schränke aufgebrochen, manche Listen, Bücher und Lehrmittel fehlten. Die Schule wurde dann gründlich gesäubert. Die Beschaffung von Fensterglas bereitete einige Schwierigkeiten. Es wurde das Glas von einigen eingerahmten Bildern, die auf dem Schulboden lagerten, verwendet. Der Wirt Franz Lütkenhaus stellte das Glas eines ausrangierten Fensters zur Verfügung. Da die Scheiben zu klein waren, mußten Sprossen eingesetzt werden. Schließlich war die Schule soweit hergerichtet, daß der Unterricht darin wieder beginnen konnte. Die Wiederaufahme des Unterrichtes erfolgte durch Lehrer Altenhövel von der Stammschule Tungerloh-Pröbsting. Ihm folgte Lehrer Trimpe aus Gescher und Lehrer Griel aus Coesfeld.

Am 15.06.1946 wurde von der Kreismilitärverwaltung Coesfeld die Einstellung des Lehrers Kremer in seine frühere Stellung genehmigt.

1950 erkrankte Lehrer Kremer. Nach vorübergehender Besserung infolge einer Kur in Bad Nauheim mußte er zu Anfang 1951 wieder aussetzen. Vertretung übernahmen Lehrer Bilek aus Gescher und Lehrer Hase aus Gescher.

Am 01.11.1951 wurde Lehrer Kremer in den Ruhestand versetzt. 1953 zieht er in den eigenen Neubau in Velen ein. Dort stirbt er im Jahre 1957.

Am 01.04.1951 wird Lehrer Morys als Leiter der „Schule auf dem Hochmoor“ eingesetzt. Die Schule ist zu diesem Zeitpunkt immer noch einklassig. Sie zählt in 8 Jahrgängen 77 Kinder, die seit vielen Monaten keinen geregelten Unterricht mehr hatten. Sie sitzen in einem durch Torfheizung rauchgeschwärztem und staubigem Raum, meißt zu dreien in Zweierbänken, die in vier Reihen aufgestellt sind. Es herrscht bedrückende Enge, ein großes Hindernis für die Aufrechterhaltung der Disziplin. Von den 77 Kindern gehören 53 der katholischen und 24 der evangelischen Kirche an. Den Unterricht in Kathechismus erteilt Vikar Neuendorff aus Velen, Evangelischen Unterricht erhalten die Kinder durch Lehrer Krüger aus Gescher.

Da Lehrer Kremer keine passende Wohnung für seine Familie (7 Personen) findet, muß Lehrer Morys noch zwei Jahre warten, bis er seine Familie aus Fritzlar nachkommen lassen kann.

Im Jahre 1952 zählt die Schule 48 Schüler katholischer und 27 Schüler evangelischer Konfession, insgesamt also 75. Eine Verbesserung tritt insofern ein, als mit Beginn des Schuljahres die Neulehrerin Schumacher den Dienst in der neugeschaffenen 2. Lehrerstelle antritt. Nun wird Schichtunterricht betrieben. Die oberen Jahrgänge haben Vormittags Unterricht, die unteren 4 Jahrgänge Nachmittags, z.T. bis 18.25 Uhr. Lehrerin Schumacher verläßt die Schule bereits am 31. Mai wieder, weil sie nach Gladbeck versetzt wird. An Ihrer Stelle tritt Lehrerin Felicitas Schmidtke aus Eiderstedt am 01.06.1952 den Dienst an der Schule an. Frau Schmidtke, Jahrgang 1923 hat an der Pädagogischen Hochschule Elbing studiert und dort auch ihre Prüfung abgelegt. Ihr Mann gilt als im Krieg vermißt.

Der Schichtunterricht erregt bei der Elternschaft Mißfallen. Verschiedene Lösungsvorschläge werden diskutiert: Ausbau des Schulbodens als Klassenraum, Errichtung eines Unterrichtsraumes in der Lehrerdienstwohnung, der Saal in der Gaststätte Lütkenhaus oder die Nutzung eines Raumes im Torfwerk.

Als keiner dieser Pläne zur Durchführung gelangte, wurde seitens des Schulleiters und der Schulpflegschaft im Mai und im September 1957 ein großzügiger Schulneubau vorgeschlagen. Als auch dieser Vorschlag seitens der Stadt nicht weiter verfolgt wurde, drohten die Eltern der Schulkinder mit einem Streik. 51 Elternpaare unterschrieben diese Liste. Als auch dieses Schreiben ohne Antwort blieb, rief die Schulpflegschaft zum Streik auf. Fast alle Kinder blieben dem Unterricht fern. In einer sofort einberufenen Versammlung wies Schulrat Kellner auf die Rechtswidrigkeit hin. Amtsbürgermeister Heinrich Hörnemann informierte über die Bemühungen zur Finanzierung des neuen Schulgebäudes und Beschaffung eines Grundstückes.

Wichtigstes Ergebnis einer am folgenden Tage, dem 26. 11. 1957, abgehaltenen Elternschaftsversammlung, war der Beschluß, den Schulstreik am nächsten Tag „unter Vorbehalt“ zu beenden.

Im Sommer 1958 war es endlich so weit. Nach Plänen der Architekten Kampshoff und Langenbrink aus Gemen begann die Firma Wantia aus Gescher mit den ersten Arbeiten. Nach einer Bauzeit von 2 Jahren, unterbrochen durch monatelangen Ruhepausen erfolgte am 15. Juni 1960 die Einweihung des Gebäudes.

Schülerbewegung
Am 12. April 1912 wurde der Unterricht an der Schule „Auf dem Hochmoor“ aufgenommen.
65 Kinder wurden in die Schule aufgenommen. Davon waren 38 Kinder katholisch und 27 Kinder evangelisch. 41 Kinder kamen aus holländischen Familien und hatten zum größten Teil noch keine Schule besucht.

Die Schülerzahlen:Jahrkath.ev.zus.Knab.Mäd.ausl. Schüler191238276541 Holländer191342246636 Holländer191442135528 Holländer19154465023 Holländer19164254729 Holländer19173554010 Holl. 2 Belgier191854045 9 Holl. 7 Belgier191936642 5 Holl.192033134 5 Holl.192132335 4 Holl.192230434 4 Holl.192326430 4 Holl.1924263291613 4 Holl.1925213241410 4 Holl.1926288362313 4 Holl.1927307372017 4 Holl.19283411452124 4 Holl.19293510452025 3 Holl.19304110512526 4 Holl. 2 Polen19314310532429 3 Holl. 2 Polen19324811592732 2 Holl. 4 Polen1935589672938 1 Holl. 5 Polen1939616672839--1943592534--19494712593425--19515324774829--19544833814338--19574026663333--

1970 155 45 200

Der Schulvorstand
Dem ersten Schulvorstand im Jahre 1912 gehörten an:
Herr Kerkfeld, Herr Syring, Herr Zimmermann, und Herr Goßling.

Da drei Mitglieder des Schulvorstandes weggezogen sind setzt sich der Vorstand aus folgenden Personen zusammen: Herr Kerkfeld, Herr Schulz, Herr Bücker, Herr Vens.

Am 19. Juni 1920 wurde für die Schule der Elternbeirat gewählt. Mitglieder sind: Johann Hellmann, Martin van Eckendonk, Frau Katharina Lütkenhaus, Bernhard Böckmann, August Eilers. Herr Eilers verzog, neues Mitglied: Herr Bernhard Kerkfeld.

1922 Wiederwahl des Elternbeirates.
1924 Wiederwahl, Herr Kerkfeld verstarb, An seine Stelle trat Josef Vens.
1926 Neuwahlen. Mitglieder: Bernhard Böckmann, Katharina Lütkenhaus, Heinrich Winking, Josef Vens, Johann Okon.
1928: Martin van Eckendonk, Franz Droste, Josef Brumann, Franz Spychala, Grösbrink
1930: Berhard Schmitz, Martin van Eckendonk, Franz Spychala, Josef Brumann, Anton Roß.
1931: Wiederwahl
1934: Josef Brumann, Frau Grösbrink, Josef Böckmann, H Kremer.

Handarbeitsunterricht erteilte im Jahre 1921 FrauPohlmeister, Auf Betreibendes des Elternbeirates wurde der Unterricht auf Frl. Büning übertragen.
Ab dem 1. Oktober 1921 erteilte Frl. Kerkfeld den Handarbeitsunterricht.





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